15.03.2024, 15:03
Es war bereits am Abend, als Calpernia ihren letzten Bericht fertigstellte und ihn mit einem leisen Seufzen, das über ihre Lippen perlte, in die Ablage legte. Ein prüfender Blick auf ihre Uhr, sowie die angenehme Stille in den Büroräumen der Fluchbrecher sagten ihr, dass die meisten ihrer Kollegen schon nach Hause gegangen waren. Sie noch nicht, sie hatte noch einiges zu erledigen gehabt. Wenn sie sich nicht täuschte, war ihre Auszubildende Sofina auch noch hier – jedoch musste sich die Astor gar nicht erst erheben, um nach ihr zu sehen, denn eben jene Gestalt erschien soeben im Türrahmen, kurz anklopfend, bevor sie eintrat.Cal lächelte die andere freudig an.

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Das Sofina als eine der letzten Auszubildenden in den Räumlichkeiten der Fluchbrecher werkelte, war an und für sich nicht´s neues, denn immer schon war sie verbissen gewesen, wenn es um die Aufgaben ging, die man ihr stellte und auch darum, sie zu lösen. Gerade diese neue Schatulle, die ihr Clapernia vorkurzem als Aufgabe gegeben hatte, hatte sich als durchaus verzwickte Sache erwiesen und wie bei jedem guten Rätsel, hatte die Rothaarige so lange daran geknobelt, bis sie es zu ihrer Zufriedenheit gelöst hatte. Es war jedoch seit neuestem auch eine Art von Ablenkung, eine von der sie gar nicht gewusst hatte, dass sie irgendwann notwendig sein würde, denn was an jenem Abend auf dem Weihnachtsmarkt geschehen war, als sie in den Angriff hineingeraten war, hatte sich nachhaltig in ihr Gedächtnis gebrannt und auch die Tatsache, dass sie sich noch nie in ihrem Leben derart hilflos gefühlt hatte. Dabei war sie sich ihrer Fähigkeiten sonst oft so sicher, doch an jenem Abend hatten sie alle davon scheinbar verlassen und nur einem jungen Mann namens Veit war es zu verdanken gewesen, dass sie überhaupt noch am Leben war. Dann war da noch die Tatsache, dass die Todesser wahllos unschuldige Menschen angegriffen hatten, unschuldige Muggel um genauer zu sein und als muggelstämmige war ihr da erst bewusst geworden, wie schmal dieser Grat war auf welcher Seite man sich wiederfand – denn ohne ihr magisches Blut hätte auch sie noch hilfloser sein können. Was, wenn die schwarzgewandten Gestalten nicht nur hier überhandnahmen? Was wenn sie sich in Europa ausbreiteten, wie ein Krebsgeschwür, das immer weiterwuchs und eines Tages Island erreichten, wo ihre Eltern, ihre Familie zu hilflosen Opfern werden würden. Der Gedanke mochte zwar im Augenblick noch wie hergeholt wirken und passte vor allem so gar nicht zu der ansonsten so lebensfrohen und vor allem auch gerne leicht naiven Alvarsdottir, doch nach allem, was sie erlebt hatte, war er nicht mehr so einfach, diese einfach beiseitezuwischen und zur Tagesordnung überzugehen. Zumal sie zwar nicht von hier stammte, sie sich aber auch Sorgen um Satyana´s Familie machte, um ihre Freunde und auch um die Menschen, die sie hier kennengelernt hatte.