12.05.2022, 12:08
Ihr Lieben. Ich habe gerade beschlossen, dass ich meiner Medea wieder ein bisschen mehr Leben einhauchen will - deshalb würde ich auf diese Weise gern mehr Anschluss für sie suchen.
Bleiche, lange Finger streichen über die Karten, lieblich und vorsichtig wie die Berührung zweier Liebender. Das könnten die Hände eines Geistes sein, denkst du, Schnee gehüllt in Schwarz, doch es sind die deinen, die vor dir auf dem dunklen Seidentuch ausgelegt sind. Geister deiner Vergangenheit, deiner Gegenwart und Zukunft, die die Russin dir vorlesen wird. Nicht umsonst, natürlich. Alles hat seinen Preis, auch wenn noch nicht über Geld gesprochen wird. Sie muss Russin sein, das weißt du, der leichte Akzent schwingt in ihrer Stimme mit, lässt dich frösteln, obwohl das Lächeln, das sie dir zuwirft warm ist wie das knisternde Feuer der vielen Kerzen um euch herum. Dumpfe Stimmen dringen durch das Zirkuszelt nach innen. Draußen tobt das Leben, die Süße der Zuckerwatte klebt noch immer an deinen Lippen, doch da ist nichts als Bitterkeit in ihren Augen, kein Leben mehr, dessen Geschichte du so gerne gehört hättest. Feine Narben zieren ihre weiße Haut, da, wo einst ein Ring gesessen haben muss und du fragst dich, ob sie sich unter dem feinen, schwarzen Stoff auch über den Rest ihres schlanken Körpers ziehen. Doch noch bevor du fragen kannst, zieht sie die Hände weg, fort von deinem Blick unter das kleine Tischlein, sorgsam aufeinander gebettet. Dabei möchtest du sie so viel fragen, wenn du sie anschaust. Du willst sie fragen was das für Bilder hinter ihrem Rücken sind; unzählige Zeitungsausschnitte einer jungen Frau weit oben über der Bühne, in schwarze Tücher gehüllt, die sie davor bewahren in die Tiefe zu stürzen. Du willst sie fragen, wer der kleine Junge ist, der so fröhlich in die Kamera lächelt und wo seine Mutter geblieben ist, die dir gegenübersitzt und du doch auf keiner der Fotografien erkennen kannst. Du willst sie fragen, wieso die Mädchen, die Artisten mit so lieblichen Körpern entzücken, während sie so sorgsam jedes Stückchen ihrer Haut versteckt. Denn sie ist schön, auf sonderbare Weise. Veela Gene schlummern in ihrem Blut und das wüsstest du, wenn du je einer begegnet wärst. Es ist diese Ausstrahlung, die eine jede von ihnen hat und auch dich in ihren Bann zieht, dass deine Zunge sich seltsam trocken und deine Beine furchtbar weich anfühlen. Drei Mal schluckst du. Mit jeder Karte, die sie aufdeckt einmal mehr. Erwartungsvoll begegnen deine Iriden den ihren. Dann stockt sie. Einen Wimpernschlag lang hält sie inne, die letzte Karte betrachtend, den Atem anhaltend – als habe sie eine Begegnung mit einem alten Bekannten gemacht, den sie lange Zeit vergessen hatte – erst dann legt sie die Karte nieder. Der Tod liegt aufgedeckt vor dir auf dem Tisch, doch ihr Lächeln wirkt mit einem Mal so wohlwollend und beruhigend, dass der Schreck nicht lange nach dir greifen kann. Veränderung ist nicht allen Endes, sagt sie und tief in deinem Inneren möchtest du wissen, was es ist, das sie so verändert hat. Blieben dir nicht alle deine Worte im Hals stecken, könntest du nur irgendetwas sagen. Doch das kannst du nicht. Stattdessen lächelst auch du, versuchst das ihre zu berühren, bevor es wieder auf ihrem Gesicht erlischt wie eine flackernde Kerze und greifst mit leicht zittrigen Händen in deine Jackentasche um sie zu bezahlen. Der Zauber ist vorbei, eben noch so charmant und berauschend, spürst du, dass sie dich hinausgeworfen hat, bevor du überhaupt das Zelt hättest verlassen können. Als könne sie dich nicht mehr sehen, du nicht existent und die Tarot Karten, die sie vor wenigen Minuten noch behandelt hatte wie wertvolle Freunde werden lieblos zusammengeräumt und weggesperrt. Dahin, wo sie sie nicht sehen muss. Sie nicht daran erinnern können, dass es ihr eigenes Schicksal war, das die Wahrsagerin nicht hatte voraussehen können und einen Preis verlangte, den kein Geld der Welt jemals würde bezahlen können.
# 26 Jahre # Hellseherin im Cirque de l'obscurite; einem magischen Mitternachtszirkus, der vorallem Freunde des Grusels anzieht # Trigger: Entstellung halsabwärts übersät mit (Brand)narben # ehem. gefeierte Trapezkünstlerin, die der großen Bühne vor einigen Jahren den Rücken zuwandte # geborene Russin # Durmstrang-Absolventin # Viertel-Veela # Trigger: Tod eines Kindes: verlor ihren Sohn vor einigen Jahren während eines Gefechts mit ihrem Ex-Mann # vor eben diesem bis heute auf der Flucht # lebt auch innerhalb des Zirkus sehr zurückgezogen # scheu und ängstlich # liebevoll und mütterlich
GESUCHT WERDEN: # Besucher des Zirkus # Mitarbeiter des Zirkus (beachtet hierbei aber bitte, dass jeder von ihnen auf "unangenehme Weise" aus der Gesellschaft heraussticht (zeitweise erinnern sie alle ein bisschen an eine "Freakshow") # ehem. Freunde aus Russland oder Durmstrang # Freunde, Feinde, was das Herz begehrt