Leif grunzte belustigt, als Taylor ihm zustimmte. Niemand würde es Fred abkaufen.

An sich könnte man das Thema 'Verlobung' als äußerst heikel und kritisch beschreiben. Da diese Wörter allerdings zu hoch für den Grobian waren, wischte er sie beiseite. War aber trotzdem so, dass er sich nach der Schnapsidee seiner Eltern wieder um die Leute hatte kümmern müssen, die meinten, sie hätten das Recht, seinen kleinen Bruder fertigzumachen. Das durfte nur er, hallo?!
Hatte er es anfangs noch amüsant gefunden, dass ausgerechnet Fred in einer Zwangsverlobung gelandet war und nicht er (tja, was willst du machen, er war halt Lieblingskind, unlike Fred), hatte Luna ihm klargemacht er ganz selbstständig herausgefunden, dass das halt in der heutigen Gesellschaft nicht gerade... die beste Verkündung war. Wie genau seine Eltern und die Santos auf diese Idee gekommen waren, fragte er sich bis heute (und allzu viele Fragen stellte er sich schließlich nicht).
Vermutlich hatte es Fred weniger hart getroffen wie Lunas Bruder. Für einen Moment dachte Leif an das Gespräch mit der Santos-Tochter zurück. (Glücklicherweise hatte er noch nicht so viele Schüler verprügeln müssen, die Lunas Bruder angehen wollten.)
Ein weiteres, tiefes Grunzen entwich Leif - wars belustigt oder ungläubig?
"Dem ist alles aus dem Gesicht gefallen, als die Santos plötzlich vor der Tür standen." Und den Anblick wars definitiv wert gewesen. "Hat nich' ein Fleischbällchen runterbekommen. Und glaub mir, mammas Fleischbällchen sind die besten." Was würde er jetzt für 'nen Teller Köttbullar mit Preiselbeeren geben.

„Ganz ehrlich – von diesen Fleischbällchen muss ich auch mal was essen. Ich hoffe ich kriege bald eine persönliche Einladung von dir.“, scherzte er dann ein wenig und konnte einfach nicht anders, als den Witz noch ein wenig in die Länge zu ziehen. Aber so eine Verlobung wäre auch absolut nichts für ihn, viel lieber fand er es, wenn er sich das Mädchen aussuchen konnte. Auch wenn er noch lange nicht so ein Grobian wie Leif war, so war er doch ein anständiger Kerl. Und er schätzte Frauen auf eine andere Weise. Aber da war dennoch eine Verbindung zwischen ihnen. Sie waren beide Kerle, die nicht so schnell aufgaben, wenn sie was wollten.

Und da stellte ihm sich die Frage, ob Leif auch schon eine Auserkorene hatte? „Hast du eigentlich Jemanden im Blick aktuell?“ Er war einfach neugierig, mehr nicht. Jetzt wo sie schon von Verlobungen sprachen, möglicherweise hatte er sich auch in eine Santos verguckt, oder in eine ganz andere. Wer weiß. Aber das konnte man bei ihm nie so ganz deuten. Und trotzdem liebte Taylor ihn dafür. Für seine Sprüche und seine Art, die ihn immer zum Lächeln und Schmunzeln brachte. Denn wenn er ehrlich sein sollte, war er manchmal auch ein wenig neidisch. Denn er würde gerne mehr selbstbewusster sein. Wäre sehr gerne mehr offener. Und würde mehr aus sich herauskommen. Auch wenn es nicht immer den Anschein hatte, da er ja auch ein kleiner Kämpfer war. Und er hatte sich immer alles hart erkämpfen müssen. Genau wie seine Schwester. Während die Lundstrøms alles bekamen, was sie wollten und sich dennoch beschwerten, wenn sie verlobt wurden.

Leif grinste und nickte seinem besten Freund entgegen. "Klar! Jeder muss mammas Fleischbällchen probieren. Schwör, du willst nix anderes mehr essen, wenn du die probiert hast." Da konnte auch so etwas wie eine Zwangsverlobung, die noch dazu Fred getroffen hatte und nicht ihn, nichts dran rütteln - Leif mampfte genüsslich seine Fleischbällchen, unabhängig davon, was für ein Drama sich am Esstisch abspielte. Notiz von Leif: Kanns jedem empfehlen, so zu leben.
"Ey" fing er an, die Augenbrauen kurz überrascht gehoben. Man mochte es kaum glauben, aber da war ein kleines Lämpchen über seinem Kopf angegangen - und das leuchtete sogar richtig kräftig! "Ich hab die beste Idee." Also, jede seiner Ideen war die beste. Aber die hier war besonders gut. "Bald sind wir hier durch und dann kommst du erstmal mit zu uns. Wir essen Fleischbällchen, bis wir umfallen. Und dann geh'n wir irgendwohin, worauf auch immer wir Bock haben." Scheiß auf Verantwortung! An sich wollte Leif nicht an das Ende der Schulzeit denken. So sehr er lernen hasste, er hatte halt null Ahnung, was nach der Schule anstehen sollte. Aber wenn 'nach der Schule' hieß, mit seinem besten Freund rumzureisen und das lockere, süße Leben leben, war er dabei.

Darum sollte es aber nicht allein gehen: Leif verstand nicht ganz, woher die Frage plötzlich kam (soweit denken wir schließlich nicht - ein Schritt nach dem anderen). Sie redeten über so Dinge eher selten. Klar, ab und zu kommentierten sie, wenn eine Mitschülerin irgendwie Aufsehen erregte, aber meist war Leif damit beschäftigt, seinen allerliebsten Bruder und ein paar andere Menschen zu triezen mit seiner Anwesenheit zu beglücken, dass gar keine Zeit war, 'jemanden im Blick zu haben'.
Und trotzdem, warum zum Teufel auch immer, blitzte kurz Calista in seinen sonst eher leeren Kopf auf. So schnell wies passiert war, war der Gedanke aber auch wieder weg. An Gedanken halten wir schließlich nicht lang fest, außer es war 'ne neue Möglichkeit, Fred zu nerven.
"Nö. Du?" Wortgewandt wie eh und je.